Vom Aussterben bedroht

Wer in den 1960er oder 1970er Jahren geboren worden ist und als Jugendlicher in den Genuss eines motorisierten Vehikels gekommen ist, der hat den süßen Duft des Motoröls noch in der Nase. Zu jener Zeit waren die kleinen Motorräder fast alle mit einem Zweitakt-Motor ausgestattet und dieser konnte einem viel Freude, aber auch viel Leid, bereiten.

Er hatte viele Vorteile

Die Funktionsweise eines Zweitakt-Motors war schnell zu verstehen und erlaubte es, die meisten Reparaturen selbst durchzuführen. Dies machte einen als jungen Erwachsenen durchaus etwas stolz und besonders stolz machte es einen, wenn nach geglücktem Eingriff das gute Stück schneller fuhr als vorher.

Das sogenannte „Frisieren“ war obligatorisch und im Grunde fuhr niemand mit einem Originalmotor durch die Straßen, zu peinlich wäre dieser Auftritt gewesen. Dies war wohl auch der größte Vorteil des Zweitakters, man konnte ihn richtig schnell machen. Ein anderer Auspuff brachte schon eine erhebliche Leistungssteigerung, dies in Kombination mit einem größeren Vergaser und Zylinder ließ das Moped zu einer Rakete werden. 

Neben den angesprochenen Leistungssteigerungen stieg das Ansehen des Fahrers proportional zu den Fahrleistungen seines Gefährts. Es war zwar gefährlich, aber daran dachte kaum jemand, der Spaß war zu groß.

Der Viertakter hat ihn abgelöst

Die meisten Hersteller bieten heute kaum noch Fahrzeuge mit Zweitakt-Motor an, fast ausschließlich Viertakter. Diese haben auf technischer Ebene auch fast nur Vorteile, sie sind haltbarer und wartungsfreier. Sie gehen fast nie kaputt und laufen wie ein Schweizer Uhrwerk.

Das „Frisieren“ beschränkt sich heute fast nur noch auf schicke Aufkleber und den Endschalldämpfer, der zwar kaum Leistung, aber Lautstärke, bringt. Es klingt vielleicht etwas nostalgisch, doch das Aussterben des Zweitakters ist auch ein großer Verlust. Er hat Mensch und Maschine näher zueinander gebracht, er erforderte ein gewisses handwerkliches Geschick und technisches Verständnis. Er war nichts für Anfänger und gleichzeitig bot er ganz viel Identifikation und Lebensfreude.